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Zepplinstrasse quo vadis?

Foto Landeshauptstadt Potsdam/ Barbara Plate

Wir haben uns bereits in diversen Beiträgen am 27.08.2015[1] , 23.07.2015[2] und 17.02.2015[3] zum testweisen Umbau der Zeppelinstraße geäußert.

Der „Versuchsaufbau“ zeigt auch dem Laien ein auf Dauer angelegtes Werk, das heißt, die Stadtverwaltung hatte gar nicht in Betracht gezogen, den Rückbau eventuell wieder rückgängig zu machen.

Es gibt mehrere Betrachtungsebenen:

  1. Fahrradverkehr:
    Hier ist der auch für Fußgänger lebensgefährliche Abschnitt zwischen dem Bahnhof Charlottenhof und Schillerplatz stadtauswärts beseitigt worden. Das kann eigentlich gar nicht mehr rückgängig gemacht werden oder man ordnet an, dass die Radfahrer ihr Gerät auch dem Bürgersteig, der teilweise nur 80 cm breit ist, schieben.
  2. Lärmbelästigung:
    Die Kupferschlackensteine im Gleisbett bis Bahnhof Charlottenhof stadteinwärts sind erfreulicherweise schon vor Versuchsbeginn gegen eine Asphaltdecke ausgetauscht worden.
    Bleibt noch das Kopfsteinpflaster in der Straßenmitte im südwestlichen Bereich. Tempo 30 macht hier auch nur dann Sinn, wenn die Straße an sich keine Schlaglochpiste ist und der Verkehr fließt. Da haben die Lichtsignalanlagen (LSA) einschließlich der recht unkoordinierten Vorrangschaltungen für die Straßenbahn einen gewichtigen Anteil. Zurzeit heißt es noch zum großen Teil „Rote Welle“.  Einen weiteren Anteil haben ältere, große LKW und das Reifengeräusch der Fahrzeuge an sich.
  3. Schadstoffe:
    Wie die PNN erneut berichten, ist der Einfluss der Einengung der Zeppelinstraße auf die Schadstoffbelastung nicht bewiesen. Zurzeit liegen sie trotz der Maßnahme im roten Bereich.
    Einen Rückgang der Schadstoffbelastung wird man immer dann messen können, wenn der Verkehrsfluss steigt, denn insbesondere werden beim Wiederanfahren (LSA, Stau, Stop-and-go) erhöhte Stickstoffwerte gemessen. Drastisch senken würde man die Schadstoffbelastung, wenn hier eine Umweltzone eingerichtet würde (die übrigens auch für die Diesel qualmenden Busse der ViP u.a. gelten müsste, es sei denn sie entsprechen der Euro 6 Abgasnorm).
  4. Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV):
    Wenn man den gleichen Verkehrsraum einengt, den sich der Individualverkehr mit dem Linienverkehr teilen muss, kann man nur von einem Schildbürgerstreich reden. Baulich gibt es das Nadelöhr am Bahnhof Charlottenhof, das stadteinwärts an der Doppel-LSA durch den quer kreuzenden ÖPNV Höhe Geschwister-Scholl-Straße verstopft. Dann folgt das Problem Abbiegeverkehr Breitestraße, der erneut mit dem ÖPNV ins Gehege kommt (siehe Vorrangschaltung). Hier kann nur ein Umbau der Haltestelle nachhaltig Abhilfe schaffen.
  5. Pförtnerampel:
    Geradezu grotesk ist es, durch eine „Pförtnerampel“ den Verkehr vorsätzlich ins Umland zurück zu stauen, nach dem Motto: „Seht selber zu, wie ihr mit den Abgasen zurecht kommt“. Die Umsetzung einer Busspur von Geltow dürfte übrigens schwierig werden, da es einen umfangreichen Baumbestand an der Allee gibt.

Fazit:

Eine Lösung des Schadstoffproblems könnte nur in der Verkehrsverflüssigung und dem Heraushalten von Fahrzeugen, die in Umweltzonen nicht fahren dürfen, liegen.

Da es sich hier um eine Bundesstraße mit hoher Verkehrsbelastung handelt, dürfte es auch entsprechende Fördermittel geben, um den Umbau der Zeppelinstraße zu ermöglichen. Dies kann nur schrittweise geschehen:

  1. Zunächst müssen die LSA so geschaltet werden, dass der Verkehr fließt, dann entfällt auch die Bevorrechtigung des ÖPNV.
  2. Das Nadelöhr am Bahnhof Charlottenhof muss entschärft werden.
  3. Die Haltestelle an der Kreuzung Breitestraße muss so umgestaltet werden, dass ein mehrfaches Kreuzen von Individualverkehr und ÖPNV entfällt.
  4. Der Park & Ride Platz am Bahnhof Pirschheide muss erheblich aufgewertet werden, inklusive eines Wetterschutzes für die Fahrgäste, bzw. Autofahrer. Ein stark verbilligtes Kombi-Tagesticket für nachweislich dort parkende Fahrzeuge bzw. deren Fahrer kann einen hohen Anreiz bieten, den ÖPNV zu benutzen.
  5. Eine Taktverdichtung für die Straßenbahnen scheint möglich, wobei auch längere Züge Entlastung bringen können. Neue Linienführungen insbesondere für die Straßenbahn zu Lasten des Busverkehrs sind zu testen.
  6. Busse deren Ziel eigentlich nur der Hauptbahnhof ist, könnten bereits am Bahnhof Pirschheide enden und die Fahrgäste fahren mit der Straßenbahn weiter.
  7. Es ist zu überlegen, das Straßenbahngleis von der Kreuzung Geschwister-Scholl-Straße stadtauswärts auch auf der Zeppelinstraße weiterzuführen, wobei Haltestellen zwischen dem Bahnhof Charlottenhof und Schillerplatz entfallen.

So könnte man mit dem Problem Zeppelinstraße ein großes Stück weiterkommen. Die erhöhte Nutzung des ÖPNV wird dazu führen, dass der gesamte Innenstadtverkehr abnimmt.


[1] https://piratenpotsdam.de/zeppelinstrasse-die-dritte/

[2] https://piratenpotsdam.de/aja-potsdam-soll-jetzt-zur-verkehrsgestauten-zone-ausgebaut-werden-teil-2/

[3] https://piratenpotsdam.de/aja-potsdam-soll-jetzt-zur-verkehrsgestauten-zone-ausgebaut-werden/

https://www.pnn.de/potsdam/verkehr-in-potsdam-risiko-fuer-fahrverbot-in-der-zeppelinstrasse-steigt/23205696.html